Sibirien ist weltweit für vieles bekannt: Eiseskälte, den riesigen Baikalsee und verlassene Landstriche. Wir haben uns gedacht, dass dies auch ein perfektes Skitourengebiet sein müsste. Et voilá, direkt am südlichen Ende des Baikalsees haben wir das Mamay Tal entdeckt und unsere Spuren in die einsamen sibirischen Berge gezogen.
Wie kommt man nach Sibirien?
Na das war ganz leicht, wir sind einfach in München in den Flieger gestiegen, in Moskau kurz umgestiegen und in Irkutsk bei -17 Grad wieder ausgestiegen. Welcome to Russia. Der Transfer von Irkutsk zum Mamay Tal haben wir per Taxi hinter uns gebracht, und als dann die Straße aufhört, sind wir mit dem Schneemobil an unsere Hütte gefahren worden.
War es echt so leicht?
Nein, nicht wirklich. Denn es gibt keine Websites, keine Veranstalter, wenig aussagekräftige Youtube Videos und so waren wir bisweilen auch kurz davor, unser Vorhaben wegen fehlendem Guide aufzugeben. Klar war, dass wir jedenfalls einen Führer benötigen, weil wir die Schneedecke der vergangenen Tagen und Wochen nicht einschätzen können und es in Sibirien auch keine bis unter die Zähne ausgerüstete Bergwacht gibt. Unfallvermeidung war somit noch wichtiger, als es eh schon ist. Fündig sind wir dann in einer Nischen – Facebook Gruppe geworden. Hier wurden immer wieder Powder – Bilder gepostet und nach einigem hin- und hergeschreibe war der Trip gebucht. Sergey sollte in seiner Heimat auf uns aufpassen.
Und die Berge?
Traumhaft – so abgelegen, wie man es in unseren Breiten nicht mehr findet. Wenn ich manchmal im Allgäu des Nachts auf Tour gehe, blinkt und blitzt es in “meinen” Bergen überall und ich weiß: Ich bin nicht allein. In Sibirien ist das anders. Man geht aus der Hütte, blickt auf die umliegenden Gipfel und die Täler und findet nur: Stille. Was nicht ganz stimmt. Manchmal hört man in der Ferne das Poltern der Transsibirischen Eisenbahn. Alleine ist man hier trotzdem. Vor allem natürlich auf den Bergen. Bei jedem Aufstieg und bei jeder Abfahrt habe ich mich gefühlt wie ein Sibirien – Entdecker, weil wir gefühlt immer die ersten gewesen sind. Wenn sich Sergey hier nicht so gut auskennen würde, könnte man das noch eher glauben.
Wie waren die Abfahrten?
Unglaublich. Und abwechslungsreich. Durch den Lakeside Effect schneit es hier am Südende des größten Sees der Welt sehr oft und dann auch noch sehr heftig. Die Bedingungen ändern sich also laufend, die Anzahl der möglichen Abfahrten ist jedoch so hoch, dass es für jede Bedingung Passendes gibt. Und der Schnee ist sehr tief. Zwei Meter liegen an den meisten Stellen, in Tälern oder bei Verwehungen gerne mehr. Ich weiß das sehr genau, weil ich mit dem Splitboard einige Male zu langsam unterwegs gewesen bin und mich so sehr oft wieder ausgraben musste.
Fazit?
Ein Traum. Nicht nur für Skitourengeher, sondern für Reisende mit Entdeckerhang im Allgemeinen. Die russische Kultur und Gastfreundschaft hat uns begeistert. Obwohl wir uns kaum mit Sprache verständigen konnten waren wir immer satt vom Essen, müde von den Skitouren und entspannt von der Sauna. Sibirien ist tatsächlich Neuland für Skitourengeher und sollte gerade deshalb entdeckt werden. Also: Welcome to Russia!
Lage
Das Mamay Tal liegt direkt am Südufer des Baikalsees in Sibirien und ist nur per Schneemobil (oder zu Fuß erreichbar)
Beste Reisezeit
Skisaison ist in Sibirien von Oktober bis April. Da es Abfahrten wie Sand am Meer gibt, kann für jede Bedingungen und Können Passendes gefunden werden
Anreise: Mit dem Flieger über Moskau oder Novosibirsk bis nach Irkutsk. Ab hier kann Sergey dann einen Transport organisieren.
Unterkunft
Übernachtet wird in einfachen Holzhütten mit Plumpsklo aber dafür mit phantastischen Tourenmöglichkeiten.
Autor Blogbeitrag:
Chris Lemke
Weitere Touren unter: www.alpintouren.com
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